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"Engagement ist freiwillig und umsonst - aber niemals ohne Gewinn" (Jutta Oxen)

Freitag, 28. Februar 2014

„Hamjambo everybody!“

Als erstes muss ich unsere neueste Feststellung loswerden: die Tansanier sind dunkelhäutig, die Deutschen weiß – und die Nacktschnecken in Tansania sind weiß, während die Nacktschnecken in Deutschland braun sind! Das ist doch irgendwie komisch oder nicht?

Das Wetter hat hier genau wie in Deutschland seine eigene Meinung zu den vorgegebenen Jahreszeiten. Die große Regenzeit geht normalerweise von März bis Mai, doch der Regen hat beschlossen schon Anfang Februar mit der Regenzeit zu beginnen… Die letzten Tage war es dann allerdings wieder sonnig und warm, eine kleine Pause, bevor die richtige Regenzeit beginnt.
Als wir letzte Woche nach Maringa Chini gelaufen sind, hat es plötzlich angefangen zu regnen. Laura und ich waren natürlich innerhalb von wenigen Minuten triefend nass. So haben wir uns dann an der Straße (von Gilbert stets liebevoll Autobahn genannt) durch die uns entgegen strömenden Wassermassen gekämpft. Kein Mensch war auf der Straße. Keine Busse, Dalas, Autos, Motorräder. Nur der Regen und wir. Dann kam uns allerdings doch ein Auto entgegen – und hielt! Ein freundlicher Mann hat uns relativ besorgt gefragt, wo um alles in der Welt wir denn bei dem Wetter hin wollten. Daraufhin wollte er uns zur Schule fahren, obwohl er in die andere Richtung musste und wir ein kleines bisschen nass waren. Das Angebot haben wir allerdings sehr gerne angenommen und während der Fahrt hat er uns erzählt, dass er ein Verwandter von Mr. Shao sei und ob wir den kennen würden (jeder dritte Mensch heißt hier Shao und die anderen Towo oder Machange, aber er meinte wohl Professor Shao, den hier wirklich jeder kennt, genau wie unseren Opa Elimsu Towo und Gilbert). Als wir ihm etwas dafür geben wollten, dass er uns gefahren hat, lehnte er das mit der Begründung ab, wir seien ja aus dem Ausland und somit müsse er uns helfen, weil er es so toll finde, dass wir hier sind, und er selber auch Lehrer sei.

Bei den teilweise extrem heftigen Regenfällen konnten wir natürlich leider nicht draußen mit den Kindern spielen. So haben wir oft gemalt: unsere Familien, Haustiere, wilde Tiere. Manchmal, besonders in den letzten Tagen, hatten wir aber wieder Glück und konnten draußen spielen. Das Schwungtuch ist weiterhin eine super Attraktion für die Kinder und sie würden am liebsten stundenlang testen, wie hoch so ein Ball fliegen kann, wenn alle gleichzeitig das Schwungtuch hochreißen. Oder einer sitzt völlig begeistert in der Mitte und die anderen schütteln. Sie dabei zu beobachten ist wirklich lustig und das wiederum könnte ich stundenlang tun. Mit dem lustig sein hört es dann aber auf, wenn die Kids der Meinung sind, ich müsste auch in die Mitte und sie nicht schütteln, sondern das Schwungtuch hochheben und mich über den Schulhof tragen, während ich nur bete, dass das Tuch nicht reißt – glücklicherweise ist es nicht gerissen!
Der neue Lieblingsfilm unserer Kondikischüler ist wohl „Rapunzel – neu verföhnt“. Dass dieser Film so gut ankommt, hätten wir nicht gedacht. Die Szene, als das Chamäleon von Rapunzel, dem „Prinzen“ seine Zunge ins Ohr steckt, haben sie sich gleich siebenmal hintereinander angeguckt und hätten das noch öfter getan, wenn wir nicht Spielverderber gewesen wären und dafür gesorgt hätten, dass wir auch noch den restlichen Film angucken.

Unser Kochprojekt läuft jetzt zweimal die Woche, sodass wir an jeder Schule einmal im Monat kochen können. Das Ergebnis davon ist, dass meine Finger gar nicht mehr aufhören, nach Knoblauch zu riechen, denn bevor der Geruch verfliegen könnte, kochen wir schon wieder und ich muss 5 Knollen Knoblauch schälen und kleinstampfen…

Die neu gebaute Zisterne an der Kiumako hat jetzt auch einen Deckel und die Schüler finden es total super, die Treppe in die Zisterne hinein nach unten zu dem dreckigen Wasser zu laufen. Ich weiß gar nicht, wie die ganzen Schüler, die dort auf einmal drin waren, da hinein gepasst haben ohne ins Wasser zu fallen.

„Happy Valentina Day“ – und ich dachte schon, dass ich hier solch blödsinnigen Tagen entkommen wäre. Pustekuchen! Mami hat mich morgens begrüßt mit dem Satz „Guten Morgen, Debbie. Heute ist ein verrückter Tag. Weißt du auch warum? Heute ist Valentinstag. Da spielen alle verrückt!“ Als ich ihr dann geholfen habe, egg shops zu machen, haben auch die Eier verrückt gespielt, woraufhin sie meinte: „Na siehst du. Sogar die Eier spielen heute verrückt…“ Ehh…. Ja! Sie hat mir auch erzählt, dass der Valentinstag hier tatsächlich ziemlich groß gefeiert wird. In größeren Städten wie Moshi sei wohl die Hölle los und überall in den Clubs und auf den Straßen gebe es Valentinstagpartys. Bevor Mami dann an die Arbeit gegangen ist, kam noch ein „Ich gehe jetzt raus und mache mich über die ganzen Verrückten da draußen lustig!“.
Auf dem Markt habe ich dann auch tatsächlich eine Blume zum Valentinstag von unserer Kohlmami geschenkt bekommen. Für Eike hat sie davon ein Stück abgerissen!

Nachdem wir nun fast einen Monat „Celebration break“ hatten, mussten wir vor zwei Wochen schon wieder auf eine Feier: ein Send-off – eine Art Junggesellinnenabschied. Das darf man sich aber nicht wie einen Junggesellenabschied in Deutschland vorstellen. Nein, auch ein Send-off wird gefeiert wie alle anderen Feiern auch. Ausschweifende Begrüßungen der Familien und aller wichtigen Menschen, Geschenke nach vorne tanzen, Ziege füttern, Sekt schütteln, Essen. Das einzig neue war die Suche nach dem Bräutigam, den die Braut mit ihrer Trauzeugin unter den Gästen suchen musste. Für Unterhaltung hat dafür ein älterer Herr gesorgt, der schon ein bisschen tief in sein Bananenbier-Konyagi-Glas geschaut hatte, indem er einfach so ungefragt über die Bühne getanzt ist und es total amüsant fand, dass sich alle Gäste über ihn kaputt gelacht haben. Beim Essen stand er dann natürlich hinter mir und hat versucht, sich mit mir zu unterhalten. Ich vermute, dass er Englisch geredet hat, verstanden habe ich allerdings nur so eine Art „bwuahumjmskdfhkhuf“ oder etwas Ähnliches… Mit Zeichen haben mir die andere Gäste grinsend zu verstehen gegeben, ich solle ihn einfach ignorieren (was ich auch tatsächlich versucht habe, doch das Lachen konnte ich mir nun wirklich nicht verkneifen). Das hat er leider verstanden und ist daraufhin richtig wütend geworden und hat alle beschimpft. Jetzt konnte ich mir das Lachen wirklich nicht mehr verkneifen! Da war ich auch nicht die Einzige, besonders Rehema (die Sekretärin an der Kiumako, die bei der Essensausgabe geholfen hat) kamen vor lauter Lachen die Tränen. Und als er mir dann noch irgendetwas ins Gesicht gesagt hat und ich aufgrund seiner Fahne das Gesicht verzogen habe, gab es für sie kein Halten mehr. Die anderen Gäste haben mich nur mitleidig angesehen und mir im Vorbeigehen „pole“ (übersetzt so ungefähr „Ich fühle mit dir“) gewünscht. Später lief dann die übliche Musik und bei den Backstreet Boys haben Cousin George und ich lautstark mitgesungen und somit schon wieder die Aufmerksamkeit so einiger Gäste auf uns gezogen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Feiern im Dezember hatten wir auf diesem Send-off dann doch so einigen Spaß.

Seit drei Wochen hat unsere Volunteer-Familie Zuwachs bekommen (der durchgängige Besuch reißt nicht ab..). Die Kieler Studentin Mirjam macht hier ihr 6-wöchiges Praktikum und begleitet uns bei unseren Projekten oder arbeitet im Kinderarten in Mwika. Mit ihr haben wir letzten Sonntag unsere Farm besichtig, die – wie ich festgestellt habe – doch relativ groß ist, und den Kondikiberg erklommen, wo wir dann natürlich auch die Molkerei besichtigt haben. Die Führung wurde dieses Mal allerdings nicht von dem Mann durchgeführt, der dort normalerweise arbeitet, sondern von Pastor Panga persönlich, der gerade von seinem letzten Gottesdienst aus der Kirche nebenan kam.

Obwohl Geburtstage hier nicht gefeiert werden, waren wir in den letzten Wochen gleich auf Zweien eingeladen. Unser Opa ist 73 Jahre alt geworden und trotzdem noch fit, busy und engagiert wie mit 25. Und Pastor Moshi hat die Gelegenheit genutzt, um uns seine Familie vorzustellen. Mich hat er seiner Frau dann auch direkt mit meinem Spitznamen Pilipili hoho (Paprika) vorgestellt. Diesen Namen werde ich wirklich nicht mehr los… Auch als wir an der Kirche vorbeigelaufen sind, wo er gerade mit den neuen Konfirmanden bible school hatte, hat er diesen direkt erklärt, mein Name sei Pilipili hoho, worauf diese in schallendes Gelächter ausgebrochen sind…

Langer Rede kurzer Sinn: mir geht es immer noch bestens! „Polepole ndiyo mwendo. – Langsam ist auch eine Geschwindigkeit!“ Davon merke ich nichts, die Zeit rennt nur so… Jetzt ist der Februar auch schon vorbei.

Fühlt euch ganz herzlich gegrüßt

Eure Debbie


Mal deine Familie!


mein Loewe


meine Giraffe


mein Schwein


Schwungtuuuuuuuuch


"Rapunzel - neu verfoehnt" - begeistert gucken die Kondikischueler den Film


Wir spielen Zublinzeln


Ein Lidl-shirt


ein Versuch, die Decke umzudrehen OHNE, dass die Schueler den Boden beruehren, ist gescheitert


Springseil huepfen


Eierlauf mit Tennisbaellen


unsere Maedels in Makerere


die Jungs machen Bloedsinn wie immer


Tauziehen


Jungs gegen Maedchen


...und die Maedchen ziehen die Jungs ab


Antilope-Lion


Kochen an der Kiumako mit den Schuelern


Ester in der Raeucherkammer


Essensausgabe: es gibt Pilau (Reis mit Fleisch) - was fuer ein Festmahl


die neu gebaute Zisterne an der Kiumako


und die Schueler klettern hinein


meine Valentinstagsblume


die fleissigen Helfer, die meine Tasche und mein Schwungtuch den ganzen Berg auf dem Kopf hochgetragen haben


Send-off


bei der Langeweile auf den Feiern helfen nur Selbstportraets


wir ernten Mais im Garten und grillen ihn


unsere Ziegen


Mama mbuzi na mbuzi mtoto


kuku


endlich wieder Sonnenschein - Aussicht vom Kondikiberg


meine dritte Besichtigung der Kondikimolkerei mit Studentin Mirjam

Samstag, 8. Februar 2014

Hallo, ich bins wieder, Debbie! Wer auch sonst?

Wir sind mittlerweile so halbwegs wieder in unserem Alltag angelangt. Nach den anfänglichen Verzögerungen finden unsere Projekte nun wieder statt. Die Schulen sind sauber und unsere Schüler stolz, jetzt in der 6.Klasse zu sein. Tatsächlich habe ich nun auch mein Visum und meine Arbeitserlaubnis bekommen – nur zwei Wochen, nachdem mein Touristenvisum abgelaufen ist. In den ersten Wochen haben wir mit den Kindern ihre Familien gemalt (zu den Familien gehören auch Bälle, Autos, Hühner…), mit Frisbees gespielt (ein ganz faszinierendes Spielzeug) und unser neues Schwungtuch eingeweiht (ein noch viel faszinierenderes Spielzeug).

Die letzten zwei Wochen hatten wir schon wieder Besuch. Marcus war da, sowie eine Klasse aus Deutschland, die an der Kiumako eine Zisterne gebaut hat. Einige der Schüler haben uns zu unseren Projekten begleitet. Sogar der Container aus Deutschland mit den Materialien und den 200 Computern (!) der Stadt Hamburg ist noch halbwegs rechtzeitig angekommen. Zum Schluss wurden wir von ihnen zu ihrem Ausflug an den Lake Chala eingeladen, wo sogar ausnahmsweise unsere zwei Brüder Timo und Calvin mitkommen durften. Nach anfänglicher Scheu haben sich die beiden dann auch ins Wasser gewagt. Calvin, der nun wohl doch länger bei uns bleiben wird und auch die Privatschule, auf die Timo geht, besuchen darf, hat sich in den letzten beiden Monaten unglaublich verändert! Beim Baden ist mir erst so richtig aufgefallen, wie er schon zugenommen hat. Er ist zwar immer noch nur die Hälfte von Timo, besteht aber nicht mehr nur aus Haut und Knochen, sondern hat schon ein bisschen was auf den Rippen. Als er irgendwann zitternd im Wasser war und seine Lippen schon blau angelaufen sind, habe ich ihn immer wieder gefragt, ob ihm kalt sei, darauf jedes Mal aber nur ein sehr energischen „NEIN!“ als Antwort bekommen. Als Folge darauf, waren beide Kinder am nächsten Tag krank… Dieser Junge, der noch vor wenigen Wochen ein scheues, kleines Kind war, das sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat, ist mittlerweile ein selbstbewusstes Kind, was ohne Scheu Fremden und sogar Weißen begegnet und eine unglaubliche Menge an Essen in sich hineinstopfen kann (solange es keine Nudeln sind). Was ein bisschen Liebe, Aufmerksamkeit und ausgewogene Ernährung in so kurzer Zeit alles bewirken kann…

Es gibt auch Neuigkeiten von Kitunguu: Der kleine Hund hat sich an der rechten Vorderpfote verletzt. Das Gelenk war ziemlich angeschwollen und zu Beginn ist er ziemlich überfordert und jaulend durch die Gegend gehumpelt. Gilbert hat ihm daraufhin Schmerzmittel für Menschen verabreicht, woraufhin er ein bisschen auf Droge war. Er hat aber mit der Zeit gelernt, wie man auf drei Pfoten hüpfen und spielen kann. Mittlerweile tritt er aber schon wieder leicht auf. Simba achtet konsequent darauf, dass er seine Pfote noch nicht überfordert und übernimmt so lange das Putzen und Kletten entfernen für ihn. Die Wäsche lässt der Kleine zwar erst über sich ergehen, wenn er dann aber der Meinung ist, dass es reicht, dreht er sein Köpfchen und beißt Simba ins Gesicht, knabbert an seinem Auge herum und fordert ihn zum Spielen auf.

Unser Kochbuch ist noch in Arbeit. Es gab Verzögerungen und wird voraussichtlich zu Ostern fertig sein!

So, das waren die neusten News aus meinem Debbiedschungel. Hier ist gerade Hochsommer und es wird gefühlt von Tag zu Tag wärmer. Der Schnee auf dem Kibo (der höchste Gipfel des Kilimanjaro) schmilzt vor sich hin…


Kwaherini, Debbie


Mein Visum mit Arbeitserlaubnis!


Benzi!!


200 Computer aus Hamburg in Bananenkartons


Fussball: RBZ Itzehoe gegen die Kiumako


Unser neues Schwungtuch