Nachdem Deutschland
die Fußballweltmeisterschaft gewonnen hat, werden wir in jeder Schule vom
Schulleiter, den Lehrern, unseren Schülern und allen Menschen auf der Straße,
die uns kannten oder auch nicht, zu unserem Sieg beglückwünscht, als wären wir
selbst es gewesen, die gespielt haben.
Für unsere vorletzte
Woche in den Schulen haben Laura und ich Fingerfarben aus Mehl, Wasser, Zucker
und Salz gekocht, Farben untergemischt, die anschließend teilweise einen ganz
anderen Farbton aufwiesen, und mit unseren Schülern Handabdrücke gemacht. Mit
großen Augen starrten sie auf die Farben in den Flaschen, hielten es oft erst
für „Juici“ und bekamen noch größere Augen als wir ihnen erklärten, dass es
sich um Farben handelt. Begeistert, aber auch vorsichtig, weil sie noch etwas
skeptisch zu sein schienen, tauchten sie ihre Hände in die Farbschalen und
klatschten sie dann auf ihre Blätter. Dabei beobachteten Laura und ich immer
wieder, dass viele Schüler besonders ihre kleinen Finger nicht gerade auf das
Blatt drücken konnten. Sie sind gekrümmt und sie können sie nicht gerade
biegen. Diese Lücke füllten sie dann immer mit einem anderen Finger. Allerdings
ließ uns der Gedanke nicht los, dass das möglicherweise eine Krankheit sein
könnte, die dann aber sehr verbreitet sein müsste. Während die Kinder noch ein
bisschen um ihre Handabdrücke herum malten und ihre Namen auf die Blätter
schrieben, unterhielten wir uns in jeder Schule wieder darüber, kamen aber zu
keinem Ergebnis, mit dem wir uns das erklären konnten. (Falls von Euch jemand
eine Idee hat, woran das liegen bzw. was das sein könnte, klärt uns gerne auf!)
Wir ließen die Bilder trocknen und gingen noch etwas draußen spielen bis die
Stunde vorbei war und wir zum Schluss noch ein Klassenfoto mit den Bildern
machen konnten. Dieser Part musste in Uuwo leider ausfallen, da unsere Stunde
von den Lehrern etwas früher beendet wurde. Sie kamen mit einer Liste in den
Klassenraum und lasen zahlreiche Namen vor – mindestens die Hälfte unserer
Klasse. Die Schüler mussten sich draußen in einer Reihe aufstellen und bekamen
nicht wie wir es mittlerweile schon „gewohnt“ waren, einen Schlag mit einem
Stock auf die Handfläche, sondern bestimmt 5-10 Schläge auf den Hintern,
teilweise sogar auf den Rücken. Hinterher hatten wir also eine heulende Klasse
vor uns sitzen, von denen sich die meisten vor Schmerzen den Rücken gehalten
haben und teilweise sogar gebückt laufen mussten. Sprachlos standen Laura und
ich vor den Kindern und wussten nicht wie wir uns verhalten sollten. Die gute
Laune war verflogen und so entschieden wir uns dazu, die Stunde zu beenden und
schon etwas früher zu gehen. Viel Zeit war eh nicht mehr übrig.
In der
darauffolgenden Woche hatten wir dann kurzfristig ein langes Wochenende. Da der
Ramadan vorbei war und die Muslime ihr Zuckerfest feierten, gab es drei
Feiertage. Eigentlich sollten es nur zwei sein, doch niemand wusste, welche
Tage frei sein sollten. Eine Gruppe Muslime, die rechnete, kam auf Montag und
Dienstag. Die Muslime, die sich nach dem Mond richteten, hatten aber Dienstag
und Mittwoch frei. Somit war im Endeffekt an allen drei Tagen keine Schule. Wir
nutzen dies, um in die Usambaraberge zu fahren. Gemeinsam mit den zahlreichen
Praktikanten aus Deutschland, die sich momentan auf unser und Babus Haus
verteilen – Tina, Jan, Marieke und Lucas – verbrachten wir ein tolles
Wochenende dort. Gili brachte uns zu einem alten deutschen Bauernhaus, welches
während der Kolonialzeit erbaut wurde und Kolonialherren als Ferienhaus diente,
in dem wir das Wochenende wohnten. Wir wanderten zu einem Aussichtspunkt und
saßen auf einem Felsen, von dem es 1.000m steil nach unten ging und von dem wir
einen grandiosen Blick über das Vorland der Usambaraberge hatten. Wir wanderten
durch den Regenwald, sahen unzählige Chamäleons und aßen auf einer alten
deutschen Farm, die noch von einem Deutschen (der einen alten VW-Bus mit dem
deutschen Kennzeichen“WES TI“ fährt) geführt wird, wie es sich für eine
deutsche Farm in den Bergen gehört selbstgebackenes Brot mit Butter und Käse.
Dazu frisches Gemüse und Apfelsaft. Wie ausgehungerte Kinder stürzten wir uns
auf das Essen und waren froh, dass wir nicht weiter laufen mussten, sondern mit
dem Bus fahren konnten. Wir besuchten noch eine weitere deutsche Farm, auf der
Bäume gezüchtet und verkauft wurden. Unter den großen Makadamiabäumen sammelten
wir Makadamianüsse und kauften zum Schluss einen Makadamiabaum, zwei
Apfelbäumchen, einen Pfirsichbaum und bekamen einen nach Citrus duftenden
Gewürzteebaum geschenkt. Wieder Zuhause mussten wir uns von den drei
Amerikanerinnen verabschieden, die wieder zurück flogen. Eines der beiden nun
frei gewordenen Zimmer wurde dann direkt von einer ehemaligen Freiwilligen,
Helena, bezogen.
Gegen Ende des Monats
haben Laura und ich dann angefangen, in den Schulen anzukündigen, dass wir uns
bald verabschieden werden. In unseren Klassen haben wir Fotos aus dem letzten
Jahr angeguckt und mit ihnen ein kleines Picknick veranstaltet. Es gab Orangen
und Kekse. Zum Schluss bekam jeder Schüler als kleines Abschiedsgeschenk einen
Lolli und einen Luftballon von uns und in dem Klassenraum haben wir ein großes
Klassenfoto von uns allen aufgehängt. Die Schüler waren total begeistert,
allerdings auch sehr enttäuscht als wir ihnen erklären mussten, dass dies
unsere letzte Stunde sei. Mit so einer Reaktion hätte ich nicht gerechnet!
Letzte Woche haben
wir dann begonnen, uns von den Schulen, also allen Schülern, den Lehrern, den
Schulleitern und den Köchinnen zu verabschieden. Lisa und ich werden zwar noch
weiterhin kochen bis wir dann im September ebenfalls zurück nach Deutschland
fliegen, doch die Projekte in den Schulen haben wir gemeinsam begonnen und
deshalb wollten wir uns auch gerne gemeinsam verabschieden. Bis auf eine Schule
haben das sogar alle verstanden und wir bekamen kleine Geschenke. Außerdem
haben die Schüler für uns gesungen, uns eine gute Reise gewünscht, Gottes Segen
und liebe Grüße an unsere Familien und Freunde und alle, die sich freuen, dass
wir zurück kommen, bestellt. Und natürlich sind wir jederzeit wieder herzlich
Willkommen!
Heute Morgen beim Fruehstueck hat Mami uns erzaehlt, dass heute Nacht das Haus eines Nachbarn neben der Kiumako Secondary School bei uns im Dorf abgebrannt wurde. Ausserdem wurden die Felder zerstoert, alle Baeume gefaellt und alles andere plattgetrampelt. Den Grund dafuer haben wir noch nicht herausgefunden, aber wir haben das Geruecht gehoert, dass jemand gehoert habe, dass ein Mann vorhabe, einen anderen Mann zu vergewaltigen, also wurde vorsichtshalber schon einmal das Haus seiner Familie vernichtet....
Handabdruecke mit selbstgemachter Fingerfarbe:
Reis sortieren
Spielen im Kindergarten:
Auf dem Weg in die Usambaraberge:
das Wohnzimmer in unserem deutschen Bauernhaus
Markt in Soni bei Lushoto
eines der zahlreichen Chamaeleons, die wir gesehen haben...
Wer sieht das Chamaeleon? - Also unser Guide Abu hat es im Vorbeigehen aus dem Augenwinkel heraus entdeckt... Wenn ihr jetzt ein bisschen braucht, um es zu entdecken, wisst ihr, wie es uns alle 5 Minuten auf unseren Wanderungen erging!
Wandern durch den Regenwald
ein Babychamaeleon
...und noch ein Chamaeleon!
1.000m vor uns geht es steil nach unten
Abschiedsparty fuer die Amis
Abschied in unseren Klassen - auch wenn sie etwas traurig waren, dass wir gehen: Ueber die Lollis und Luftballons haben sie sich gefreut!