Herzlich Willkommen!

"Engagement ist freiwillig und umsonst - aber niemals ohne Gewinn" (Jutta Oxen)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Ein letztes Mal: "Hallo, ihr Lieben"

ich habe es leider noch nicht geschafft, Euch hier mitzuteilen, dass ich wieder gut in Deutschland gelandet bin, aber ich denke, die Meisten von Euch dürften es auch so mitbekommen haben. Ich hoffe, ihr habt euch keine Sorgen gemacht. :b
In den letzten vier Wochen, die ich jetzt schon wieder hier bin (Waaaaaaahnsinn oder?), hatte ich eigentlich auch noch keine richtige Zeit, mich wieder einzuleben. Die Umzugsvorbereitungen, mein Nachbereitungsseminar, der Umzug nach Erurt und die Einführungswoche an der Uni haben mich sowohl zeitlich als auch körperlich und nervlich vollkommen vereinnahmt.
Trotzdem wollte ich euch gerne noch einmal von meinem Kulturschock in dem mir ja so bekannten Deutschland (das dachte ich jedenfalls) berichten...
Was ich gerne gleich zu Beginn sagen würde: Deutschland ist ein wirklich verrücktes und außerordentlich kompliziertes Land! 
Als ich das erste Mal wieder in einem Supermarkt stand, war ich gar noch gar nicht so irritiert wie ich gedacht hätte. Der Anblick war erst einmal immer noch so wie ich es noch kannte. Erst bei Näherem Hinsehen, war ich irritiert. Der Grund: die Preise! Während ich in Tansania für eine Kokosnuss höchstens 500 Schilling (25 Cent) habe, wollten die im Edeka 1,49€ von mir! Das Gleiche gilt für Avocados, Mangos etc. Eigentlich ist es ja schon völlig verrückt, dass man das alles hier kaufen kann, obwohl es hier nicht wächst. Aber den Preis muss man dann eben auch zahlen und das Ganze mit einem doch recht ernüchternden Ergebnis: es schmeckt gar nicht! Nein, gar nichts schmeckt hier. Avocados nicht, Kokosnuss nicht, Mangos nicht, Bananen nicht. Außerdem sehen Zucchini aus wie Gurken und die Gurken sind viel zu lang und zu dünn. Paprika ist auch viel zu groß und dann ist sie auch noch rot oder gelb. Die Auswahl, die ich dann hatte, als ich meinen geliebten Käse kaufen wollte, hat mich fast erschlagen. Ich hatte mich so auf Käse gefreut, doch dann stand ich vor der Käsetheke und habe erst einmal gar keinen gekauft, weil ich nicht wusste, welchen. Das musste dann doch meine Mutter erledigen. 
Als ich dann Zuhause war - mit meinem ganzen Käse - musste ich recht bald feststellen, dass ich wohl keine Milchprodukte mehr vertrage... Die Nahrungsumstellung, die mir in Tansania so gar keine Probleme bereitet hatte, machte mir in den ersten Tagen das Leben so richtig schwer. Und dabei war das Essen doch das, worauf ich mich mit am Meisten gefreut hatte.. Nun gut, jetzt nehme ich irgendwelche Pillen und hoffe, dass sich das Problem nach einer Weile von alleine löst. Ansonsten muss ich mich wohl noch einmal mit dem in Deutschland so unglaublich verwirrenden Gesundheitssystem herumschlagen!
Die letzte Woche, also meine erste Woche in Erfurt, habe ich mich dann eigentlich nur von Nudeln ernährt - die ich jetzt auch nicht mehr sehen kann. Trotzdem fühle ich mich hier in Erfurt recht wohl. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass hier noch nichts funktioniert. Die Spüle und die Spülmaschine (jaaaaaa, wir haben eine Spülmaschine - verrückte Erfindung, was??) sind noch nicht angeschlossen, sodass wir momentan noch in der Dusche unser Geschirr waschen. Eine Waschmaschine haben wir auch noch nicht. Der Kühlschrank schließt nicht richtig, weshalb wir ihn jetzt erst einmal ausgeschaltet haben, bis sich jemand findet, der uns das reparieren kann. Und der Backofen geht auch nicht. Jetzt fragt ihr euch sicher, was funktioniert denn überhaupt? Doch, eine Sache gibt es da durchaus: unser Herd! Nudeln kochen, können wir also schon. Sooooo anders als in Tansania ist es also gar nicht. Nur die Kakerlaken fehlen ein bisschen...
(Kleines Hinweis zwischedurch: Falls jemand von Euch ganz viel Langeweile und Lust haben sollte, sich einmal das traumhafte Erfurt zu besuchen, und auch noch eines unserer tausend Probleme beheben können sollte, ihr seid jederzeit hier willkommen!)
Eine weitere Herausforderung ist das Einstellen der Wassertemperatur. Ja, ich wusste noch, dass man in Deutschland warmes Wasser aus der Leitung bekommen kann. In Altenstädt war das auch noch kein Problem. Da wird unser Wasser über eine Solaranlage geheizt und da ist das Wasser in der Dusche dann schön warm, aber nicht heiß. Ich schwöre euch, hier in Erfurt kommt kochendes Wasser aus der Leitung! Und jedes Mal, wenn ich duschen möchte, muss ich das neu lernen. Mein Langzeitgedächtnis ist auch nicht mehr so auf Trab.
Obwohl jeder Tag mega schnell vorbei ist und ich so viel zu tun habe, dass Langeweile noch ein Fremdwort ist, habe ich das Gefühl, schon wieder seit einer Ewigkeit hier zu sein. Eigentlich wäre langsam mal wieder Zeit, zu verreisen. Nach Tansania vielleicht? Ich hab gehört, dass es da ganz schön sein soll...
Okay, Spaß beiseite. Ich bin jedenfalls noch schwer damit beschäftigt, mit den kleinen und großen Alltagsproblemen zurecht zu kommen. Was ich hier geschrieben habe, sind nur die Dinge, an die ich mich gerade erinnert habe. Irritiert bin ich eigentlich ständig von irgendetwas und es wird wohl noch eine Weile dauern bis ich wieder richtig hier angekommen bin. Ab Dienstag muss ich dann erst einmal wieder lernen, zu lernen, einen geregelten Alltag zu haben und alles ernst zu nehmen. Momentan hoffe ich aber noch, dass es Dienstag vielleicht einen spontanen Feiertag gibt. Na, Frau Merkel? Was halten Sie davon? Vielleicht komme ich auch in die Uni und erfahre, dass die Professoren eigentlich eine Fortbildung haben, das den Studenten nur nicht mitgeteilt wurde? Oder wir müssen nach den Semesterferien erst einmal die Uni putzen... Das wäre nicht so cool. Aber, wir werden sehen!
Jetzt ist auch schon Ins-Bett-Geh-Zeit. Ist ja dunkel draußen.
Also wünsche ich Euch allen eine Gute Nacht! Und wir sehen uns sicher bald wieder - in Deutschland sind die Entfernungen ja eigentlich gar nicht erwähnenswert!

Liebe Grüße,
Eure Debbie

P.S. Ich wollte Euch allen noch einmal dafür danken, dass ihr immer so fleißig meinen Blog gelesen und mir geschrieben habt. Ich habe mich immer über eine Nachricht aus Deutschland gefreut und fand es toll zu wissen, dass ihr mich bei meinen kleinen Abenteuern begleitet und so viel Interesse an meinem Freiwilligendienst gezeigt habt! Vielen herzlichen Dank! :)