Die Nacht ist dunkel. Der Strom ist ausgefallen. Es ist
kalt. - Ich bin wieder Zuhause! Zweieinhalb Wochen lang waren wir unterwegs:
Dar es Salam, Tukuyu, Salima und Lilongwe (Malawi), Mbeya, Sansibar. Im Rahmen
unseres Zwischenseminars haben wir sowohl das tansanische Gesundheits- und
Verkehrssystem erkundet, als uns auch auf die Spuren der
Deutsch-Ostafrikanischen Geschichte begeben.
Unsere Reise begann mit einer 10stündigen Busfahrt in einem
vergleichsweise luxuriösen Bus nach Dar es Salam – die wohl bekannteste und
wichtigste Stadt Tansanias. Auch wenn die Hauptstadt Dodoma ist, ist der
Regierungssitz Tansanias in der Hafenstadt Dar es Salam. Dar es Salam wird von
einem Fluss in zwei Teile geteilt. Mit einer Fähre überquerten wir diesen, um
dann ein paar Tage in einer hübschen Lodge direkt am Strand in kleinen
Holzhütten zu wohnen. Zu Fuß erkundeten wir die Stadt und mussten feststellen,
dass zwischen unserem vergleichsweise kleinen Dorf am Kilimanjaro und der
tansanischen Großstadt hier Welten liegen. Umgeben von Hochhäusern, südafrikanischen
Fastfoodketten (und Subways),
zahlreichen Banken, Botschaften und der Masse an Autos, LKW und Bussen fühlten
wir uns ein wenig verloren. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte,
ließen wir die modernen Gebäude hinter uns, bogen um eine Ecke und trafen auf
alte Kolonialgebäude, die einen krassen Kontrast zu den vorigen boten. Doch
nicht nur die vielen Eindrücke, sondern auch die durch die Regenzeit bedingte
schwüle Hitze machte uns ein wenig zu schaffen, sodass wir abends immer recht
früh ins Bett fielen. Bei einem Besuch im Nationalmuseum erfuhren wir ein
bisschen über die Geschichte Tansanias, in der auch die Deutschen eine große
Rolle gespielt haben. Von 1885 bis 1918 war Tansania (damals noch Tanganyika,
also das tansanische Festland ohne Sansibar) deutsche Kolonie und ein Teil des
sogenannten Deutsch-Ostafrika. Danach (also nach dem 1. Weltkrieg) wurde
Tanganyika britisches Mandat. Die Kolonialzeit spielte im Nationalmuseum
allerdings nur eine kleine Rolle. In den folgenden Tagen sollten wir dazu noch
deutlich mehr erfahren. Es gab auch nicht besonders viele Ausstellungsstücke.
Wir konnten einen alten Lageplan von Dar es Salam betrachten, die alte Währung
Deutsch-Ostafrikas – die Rupien - und
einen Mercedes Benz E300, den der erste tansanische Präsident Julius Nyerere in
Deutschland gekauft hat.
Nach zwei Tagen stieß Papi Gilbert zu uns und wir
unternahmen einen Tagesausflug in das ca. eine Stunde entfernte Bagamoyo. Auf
dem Weg konnten wir die Überreste der Überflutungen sehen, die es noch vor
wenigen Tagen in Dar es Salam gegeben hatte. Außerhalb der Stadt gab es wieder
die uns bekannteren kleinen Dörfer, wo manche Häuser lediglich aus Lehm und
Stroh bestehen. Auf der Hälfte der Höhe konnten wir noch die Linien sehen, die
das Hochwasser hinterlassen hatte. Die Hütten mussten also halb unter Wasser
gestanden haben… Die meisten Wiesen waren noch überschwemmt und wir konnten
Frauen beobachten, die das restliche Dreckwasser nutzten, um darin ihre Wäsche
zu waschen, während die Kinder badeten.
Als wir in Bagamoyo ankamen, erwartete uns eine ausgestorben
wirkende Stadt. Überall waren leere und oft zusammengefallene, alte Gebäude zu
sehen. Bagamoyo ist eine alte deutsche Stadt und war früher die Hauptstadt der
deutschen Kolonialisten. Wir besichtigten ein Museum auf dem Gelände eines
Klosters, in dem die erste Kathedrale errichtet worden war. Dieses Museum war
deutlich interessanter aufgemacht als das Nationalmuseum in Dar. Es gab
beispielsweise ein Exemplar einer Zeitung, der „Usambara-Post“, in der ein
Artikel mit der Überschrift „Wie erzieht man am besten den Neger zur
Plantagenarbeit?“, einen originalen Freibrief eines Sklaven von 1905 oder die
Uniform eines deutschen Soldaten, der in Deutsch-Ostafrika gelebt hat. Nach dem
Museumsbesuch machten wir eine Führung durch den Ort und konnten dabei noch
zahlreiche andere alte, deutsche Gebäude besichtigen. Das Regierungsgebäude,
die Post, den Hafen, sowie den deutschen Friedhof. Auf Letztem erzählte unser
Guide uns die Geschichte einer deutschen Frau, die ihren Mann - einen Leutnant
– mit einem Afrikaner betrogen hat. Ihr Mann hat sie daraufhin umgebracht, der
Afrikaner ist entkommen und der Mann wurde wegen Mordes zur Todesstrafe
verurteilt. Beide sind nebeneinander auf dem deutschen Friedhof begraben…
Schon bald ließen wir Dar es Salam hinter uns und machten
uns auf den Weg in Richtung Süden. Intelligenterweise fuhren die Busse alle um
6 Uhr los, sodass wir eine gefühlte Ewigkeit brauchten, um aus der Stadt heraus
zu kommen. Doch als wir es endlich geschafft hatten, gab es plötzlich nichts
mehr. Die Landschaft bestand nur noch aus Wiesen (die meisten davon immer noch
überschwemmt), Büschen und vereinzelt ein paar Häusern oder auch einmal einem
kleinen Dorf. Ab und zu kamen wir an großen, umgestürzten Bäumen vorbei, die
halb auf der Straße lagen oder eine Brücke halb zerstört hatten.
Glücklicherweise war mittlerweile alles schon so beseitigt, dass die Straßen
nicht mehr ganz blockiert waren und es nur zu kurzen Verzögerungen kam. Immer
wieder sah ich Autos oder LKW, die von der Straße abgekommen waren und irgendwo
in einer Wiese herum lagen. Nach einem Unfall wird hier der Unfallwagen
anscheinend nicht beseitigt, sondern einfach liegen gelassen. Irgendwann kamen
wir durch den Mikumi Nationalpark, in dem wir Giraffen, Zebras, Elefanten und
Impalas beobachten konnten. Ebenfalls während der ganzen Fahrt allgegenwärtig:
Kinder, die auf Wiesen mit ihren selbstgebastelten Bällen Fußball spielten.
Stundenlang kamen wir durch keine größere Stadt mehr und irgendwann erreichten
wir das südliche Gebirge. Die doch relativ gut ausgebaute Straße schlängelte
sich hindurch und langsam wurde die stickige Luft im Bus etwas angenehmer als
wir an Höhe gewannen. Je höher wir kamen, desto mehr Affen saßen am Straßenrand
und beobachteten aus mehr oder weniger sicherer Entfernung, die zahlreichen
Busse und LKW, die an ihnen vorbeifuhren. Nach 14 Stunden Busfahrt erreichten
wir Tukuyu in der Nähe von Mbeya und wurden dort von einem Freund von Gilberts
Bruder abgeholt, bei dessen Familie wir dann übernachteten.
Den nächsten Tag verbrachten wir in Tukuyu, wo wir uns
wieder auf die Spuren der deutschen Geschichte begaben. Auch hier hatten die
Deutschen sich eine Stadt (Neu Langenburg) hin gebaut und wir besichtigten den
ehemaligen Stadtkern, den eine dicke Stadtmauer vor den Afrikanern schützen
sollte. Die deutschen Kolonialisten, die hier im südlichen Gebirge Tansanias
lebten, hatten kaum Kontakt zu ihren Kollegen an der Küste, waren dafür aber
gut mit den Briten befreundet, die das heutige Malawi besetzt hatten. So kam
es, dass sie erst zwei Jahre später von ihren britischen Freunden erfuhren,
dass der Krieg ausgebrochen war und sie somit keine Freunde mehr sein konnten…
Als wir anschließend auf dem Weg zu einer Teefarm waren,
entdeckten wir den Mannschaftsbus der tansanischen Fußballnationalmannschaft
des Festlandes – den Taifa Stars. Kurzerhand hielten wir an und Gili redete mit
irgendjemandem. Die Mannschaft sei gerade in Mbeya und habe Training. Wir sollten
am Abend ins Hotel kommen und könnten dann den Trainer und den Manager treffen.
Also fuhren wir weiter zu einer kleinen privaten Teefarm.
Auch Kaffee wird in dieser Region viel angebaut, was für uns aber nicht so
interessant war, da wir den Kaffeeanbau ja schon von Zuhause aus unserer Region
am Kilimanjaro kennen. Tee wird bei uns allerdings nicht angebaut. Wir sahen
einem Mann dabei zu, wie er mit einer „neuen Technik“ die hellgrünen, frischen
Blätter abschnitt und sie über sich in einen großen Behälter auf seinem Rücken
beförderte. Dies sei eine „neue, moderne Technik“, laut Papi. 1kg dieser
Teeblätter kostet 250 tansanische Schilling (TSH), was ungefähr 12,5 Cent
entspricht. Davon bekommt der Arbeiter 100TSH (5 Cent) und der Farmbesitzer
150TSH (7,5 Cent).
Am Abend trafen wir uns dann tatsächlich mit dem Manager der
Taifa Stars auf ein Bier. Dieser bestellte allerdings den deutlich teureren
Wein zu dem er uns dann aber auch einlud. Nach einer Weile fuhr auch der
Mannschaftsbus auf den Hof des Hotels. Während die Spieler sich alle zum
Duschen auf ihre Zimmer zurückzogen, gesellte sich der Trainer ebenfalls zu
uns. Er ist erst seit einer Woche der neue Trainer und ist Holländer. Zum Abschluss
bekamen wir jeder noch eine Trainingsjacke der Mannschaft.
Mit dem Bus ging es dann weiter bis zur Grenze nach Malawi.
Die Landschaft war wirklich beeindruckend. Wir fuhren an einem Tal entlang,
durch das sich ein schmaler Bach schlängelte. Nachts hatte es geregnet und ein
verblassender Regenbogen war noch am Himmel zu sehen. Die aufgehende Sonne
versteckte sich noch hinter den Wolken, tauchte aber das ganze Gebirge in ein
warmes Licht. Die Hügel wurden von kleinen Büschen und Bäumen bedeckt als hätten
sie ein Fell aus Blättern. Es war richtig wie im Gebirge und nicht wie bei uns
am Kilimanjaro: flaches Land, aus dem sich dann unerwartet ein Hügel erhebt.
Als wir in einem kleinen Ort an der Grenze angekommen waren, stiegen wir aus
dem Bus und mussten noch ca. 1 km laufen. Hier scheinen nicht oft Weiße hin zu
kommen, denn anders als in unserer Region, wo Weiße eine Attraktion sind,
beäugten uns die meisten hier nur sehr misstrauisch und schüchtern. Kein Kind
wäre auf die Idee gekommen, auf uns zu zu rennen, um unsere Arme zu berühren.
Die Beamten an den Aus- und Einreiseschaltern waren sehr erstaunt als wir sie
auf Kiswahili angesprochen haben. Recht schnell hatten wir unsere Stempel im
Pass und befanden uns auf der anderen Seite der Grenze - jetzt in Malawi. Nachdem wir Geld getauscht
hatten (4.000 tansanische Schilling sind 1.000 malawische Kwacha), machten wir
uns in einem Dala (ein kleiner, enger, klappriger Bus) auf den Weg in Richtung
Süden nach Salima, wo Gilberts Bruder Jese wohnt, der uns zu sich eingeladen
hat. Malawi ist ein recht kleines Land. Im Osten wird es vom Lake Malawi
begrenzt und im Westen von einem Gebirgszug. Die Erde ist nicht wie in Tansania
rot, sondern eher weiß und sandig. Und auch schnell stellten wir einen anderen,
sehr gravierenden Unterschied zu Tansania fest: die Sicherheit. Auch Malawi ist
ein vergleichsweise ruhiges Land, doch anscheinend nicht ganz so ruhig. Ständig
gab es Polizei- oder Militärsperren. Auf der Strecke von der Grenze bis Mzuzu
wurden wir 8 Mal kontrolliert. 3 Mal davon wurde der ganze Bus
auseinandergenommen und bis auf das kleinste Gepäckstück durchsucht. Irgendwann
erfuhren wir, dass wohl ein paar Tage zuvor der Polizeichef selbst dabei
erwischt wurde, wie er Flüchtlinge ins Land geschmuggelt habe. Die Sperren und
Kontrollen hätten aber mit diesem Vorfall nichts zu tun. Auch die am 20. Mai
bevorstehenden Wahlen seien nicht der Grund dafür. Kontrollen gebe es hier
immer so häufig. Irgendwann behielt ich meinen Pass einfach in der Hand… Um
mich davon abzulenken, dass die Bankreihen selbst für mich zu eng waren und
daher meine Knie schmerzten und es auch sonst recht eng war, betrachtete ich
die Landschaft und ließ alles auf mich einwirken. Der See war traumhaft blau.
Mitten drin gab es einige Sandbänke, über denen man Sandstürme erkennen konnte.
Es gab viele kleine Fischerdörfchen am See und somit auch zahlreiche
Fischverkäufer, die uns ihre Fische anboten. Die Straße, die wir entlangfuhren,
war gut ausgebaut – aber auch die einzige in ganz Malawi. Es gibt eine Straße,
die einmal die ca. 800km von Norden nach Süden durch das schmale Land führt.
Links und rechts davon gibt es nur Holperwege. LKW und große Reisebusse waren
gar nicht unterwegs. Die dürfen hier nur nachts fahren, erzählte uns eine
Mitreisende, während sie ihr Kind im vollen, engen und stickigen Dala stillte,
damit es ruhig war und nicht schrie. Wenn es keine Schnuller gibt, braucht ein
Kind eben eine Brust zum Nuckeln. Eine ganze Weile fuhren wir an der Küste des
Sees entlang. Die einzige etwas größere „Stadt“ war Livingstonia, deren Namen
uns sehr amüsierte. Irgendwann führte die Straße dann in das Gebirge hinein –
weg vom See. Die Straße ging serpentinenförmig ins Gebirge hinauf, was in
Tansania nur sehr selten ist. Die Straße, die beispielsweise bei uns den
Kilimanjaro hinaufführt, ist nämlich einfach gerade hoch gebaut und somit so
steil, dass die immer überfüllten Busse sehr kämpfen müssen, um hoch zu kommen.
Diese Serpentinenstraße hingegen war leicht zu befahren und stammt vermutlich
aus der Kolonialzeit und wurde von den Briten erbaut. Am Straßenrand saßen
überall Affen herum und spielten. Der Fahrer fand es witzig ganz nah an sie
heranzufahren, um sie zu erschrecken. Die Affen zeigten sich davon aber völlig
unbeeindruckt und blieben einfach sitzen. Während wir immer mehr an Höhe
gewannen, hatten wir noch kurz einen tollen Ausblick auf den See, doch dann
verschwand er. Immer mehr Dörfer kamen in Sicht, immer wieder hielten wir an
und immer mehr Menschen stiegen zu uns ins Dala. 29 Erwachsene und 6 Kinder
plus sämtliches Gepäck befanden sich maximal in dem kleinen Bus, in dem es 12
Sitzplätze gibt und das von der größte vergleichbar mit einem VW-Bus ist.
In der ersten richtigen Stadt, Mzuzu, endete unsere
Dalafahrt. Am Busbahnhof stiegen wir um in einen etwas größeren Bus, in dem wir
immer hin keine Angst haben mussten, dass unsere Beine nach der Fahrt 10cm
kürzer sein würden… Dafür hatten wir einen netten Pastor, der in dem Bus
lautstark seine Predigt herumschrie, Lieder sang und hinterher Geld dafür
sammelte.
In Malawi ist Englisch eine der beiden Amtssprachen.
Deutlich häufiger als in Tansania hörten wir Menschen auf Englisch reden, doch
wirklich gut verständigen konnte man sich auf Englisch trotzdem nicht, was uns
in einigen Situationen vor eine kleine Herausforderung stellte, da sich nun
nicht einmal Papi richtig verständigen konnte. Die zweite Amts- und anscheinend
verbreitetere Sprache heißt Chichewa. Ein freundlicher Mann gab uns während der
Fahrt auch direkt eine kleine Einführung:
Mwazuka bwanji? -
Wie geht es dir? (Morgens)
Mwasa bwanji? -
Wie geht es dir? (Nachmittags)
Taswela kayinu. -
Mir geht es gut.
Zikoma kwambili. -
Vielen Dank.
Bobo. -
Hallo.
Shapshap. -
Hallo. (als Antwort)
Während unserer Fahrt in Richtung Süden stellten wir fest,
dass sich alle größeren Städte im Süden befinden. Der Norden ist kaum besiedelt
und ärmer als der Süden. Nach ca. 18 Stunden erreichten wir dann im Dunkeln
endlich Salima. Hier war es jetzt jedoch eine Stunde früher als in Tansania.
Zwei Jungs holten uns von der Bushaltestelle ab und führten uns zu einem
Guesthouse hinter einer Bar, aus der lautstark Musik drang, obwohl es mitten
unter der Woche war. Bar und Guesthouse gehörten Jese. Dieser hatte uns zwar
eingeladen, befand sich aber momentan in China, um dort irgendwelche
Geschäftsverhandlungen zu führen. Essen bekamen wir aber immer von Jese’s Frau
bei ihm Zuhause. Bei dem Frühstück stellten wir fest, dass es
Fairtrade-produkte auch in Malawi gibt. In den folgenden Tagen erkundeten wir
die Stadt. Auf dem Marktplatz gab es noch altes Kopfsteinpflaster. Wir kosteten
eine Baobabfrucht, die sehr sauer war, aber deren Schale ein ganz weiches Fell
hatte. Die Kerne könne man mahlen und daraus Kaffeepulver herstellen. Überall
in den Bäumen hingen bunte Fahnen und warben für Parteien. Auch Wahlplakate
(teilweise lediglich schwarz-weiße Ausdrucke) waren in der ganzen Stadt
verteilt. Wir machten auch einen Ausflug an den See, der 21km entfernt von
Salima lag. Am Strand wehte eine rote Fahne. Der Wellengang war für einen See
wirklich beeindruckend. Es kam uns eher vor als befänden wir uns gerade im
Meer.
Abends wurden wir immer auf ein Bier in die Bar eingeladen.
Anders als in Tansania gibt es hier aber kein traditionell gebrautes Bier und
auch bei dem Flaschenbier hatte man keine besonders große Auswahl: es gab
Caldenberg grün und Caldenberg braun. Deshalb reichte es schon, wenn man dem
Kellner um zu bestellen einfach nur „green“ oder „brown“ zurief.
Einen Tag machten wir einen Ausflug nach Mua. Auf dem Weg
dorthin faszinierte uns wieder einmal wie unglaublich wenig Verkehr es hier
gab. Unser Fahrer erklärte uns, dass es in Malawi gravierenden Kraftstoffmangel
geben würde. Die Benzinpreise waren tatsächlich unglaublich hoch und erreichten
problemlos die Preise in Deutschland, was vergleichsweise für die Menschen hier
natürlich unbezahlbar ist. Dafür liefen zahlreiche Menschen und Tiere die
Straße entlang. Schwere Lasten wurden von Eseln getragen oder in von Kühen
gezogenen Karren transportiert. Außerdem gab es viele Fahrräder und auch
Fahrradtaxen, von denen man sich günstig irgendwo hin fahren lassen konnte.
Wir wurden auch Zeugen einer traditionellen Wahlkampfveranstaltung, bei der als traditionelle Geister Verkleidete die Straße entlang zogen und ihre Parolen brüllten. Mua selbst war ein sehr altes britisches Dorf, was aus großen Steinhäusern bestand. Eine große Kirche bildete das Zentrum. Wir liefen ein wenig umher und kamen in ein kleines, ärmlicheres Dorf. Hier gab es plötzlich nur noch Lehmhütten, die aber oft mit alten Dachziegeln bedeckt waren, anstatt mit Stroh. Die Kinder hatten Blähbäuche und spielten mit selbstgeschnitzten Kreiseln. Hier wurde uns klar, dass es in Malawi auch akuten Nahrungsmangel geben musste… Das Dorf lag an einem kleinen, sehr dreckigen Fluss, in dem Frauen ihre Wäsche wuschen und Kinder badeten. Wir liefen zurück nach Mua und besichtigten ein Museum über die malawische Geschichte und Kultur, was in einem sehr hübsch angelegten botanischen Garten lag, der früher einmal als Zoo genutzt wurde, dann aber wegen zu hoher Kosten geschlossen werden musste. Wir erfuhren, dass es in Malawi 35 verschiedene Stämme gibt (zum Vergleich: in Tansania sind es 120-130). 1889 kamen 3 Missionare aus Frankreich, England und Deutschland nach Malawi, die ihre Zelte unter einem Baobabbaum aufstellten. Dieser Baum wurde das Zentrum der Stadt und die Samen für den christlichen Glauben wurden gesät. Unser Guide führte uns durch die 3 Räume, die symbolisch für diese drei Zelte errichtet wurden und erzählte uns eine Menge über verschiedene Stämme. Bei den Bonga gebe es drei Dinge, die für einen Mann wichtig seien: BMW (Beer, Meat, Woman). Bei der Wahl einer Frau achte er darauf, dass sie ein hübsches Gesicht habe, große Brüste und einen großen Hintern. Eine Frau müsse außerdem gutes Bier machen, gut kochen und gut tanzen können. Wenn eine Frau diese Qualitäten auch vor ihrer Schwiegermutter bewiesen hätte, könne der Mann ihr einen Heiratsantrag machen, indem er einen Brief an ihren Onkel schreibe und nach dessen Zustimmung könne geheiratet werden. Ein Mann dürfe nur mit seiner eigenen Frau tanzen. Tanze er mit einer anderen Frau oder diese mit einem anderen Mann, käme das Fremdgehen gleich. Ein alleinstehender Mann bzw. eine alleinstehende Frau dürfe auch nur alleine tanzen. Nach der Geburt eines Kindes darf der Mann 4 Monate lang weder seine Frau noch sein Kind berühren, um seine sexuellen Energien nicht auf sie zu übertragen. Die Frau müsse sich erst von der Geburt erholen und das Kind sei noch zu unschuldig. Außerdem müssten Frauen drei Mal am Tag baden, um sauber zu sein.
Wir wurden auch Zeugen einer traditionellen Wahlkampfveranstaltung, bei der als traditionelle Geister Verkleidete die Straße entlang zogen und ihre Parolen brüllten. Mua selbst war ein sehr altes britisches Dorf, was aus großen Steinhäusern bestand. Eine große Kirche bildete das Zentrum. Wir liefen ein wenig umher und kamen in ein kleines, ärmlicheres Dorf. Hier gab es plötzlich nur noch Lehmhütten, die aber oft mit alten Dachziegeln bedeckt waren, anstatt mit Stroh. Die Kinder hatten Blähbäuche und spielten mit selbstgeschnitzten Kreiseln. Hier wurde uns klar, dass es in Malawi auch akuten Nahrungsmangel geben musste… Das Dorf lag an einem kleinen, sehr dreckigen Fluss, in dem Frauen ihre Wäsche wuschen und Kinder badeten. Wir liefen zurück nach Mua und besichtigten ein Museum über die malawische Geschichte und Kultur, was in einem sehr hübsch angelegten botanischen Garten lag, der früher einmal als Zoo genutzt wurde, dann aber wegen zu hoher Kosten geschlossen werden musste. Wir erfuhren, dass es in Malawi 35 verschiedene Stämme gibt (zum Vergleich: in Tansania sind es 120-130). 1889 kamen 3 Missionare aus Frankreich, England und Deutschland nach Malawi, die ihre Zelte unter einem Baobabbaum aufstellten. Dieser Baum wurde das Zentrum der Stadt und die Samen für den christlichen Glauben wurden gesät. Unser Guide führte uns durch die 3 Räume, die symbolisch für diese drei Zelte errichtet wurden und erzählte uns eine Menge über verschiedene Stämme. Bei den Bonga gebe es drei Dinge, die für einen Mann wichtig seien: BMW (Beer, Meat, Woman). Bei der Wahl einer Frau achte er darauf, dass sie ein hübsches Gesicht habe, große Brüste und einen großen Hintern. Eine Frau müsse außerdem gutes Bier machen, gut kochen und gut tanzen können. Wenn eine Frau diese Qualitäten auch vor ihrer Schwiegermutter bewiesen hätte, könne der Mann ihr einen Heiratsantrag machen, indem er einen Brief an ihren Onkel schreibe und nach dessen Zustimmung könne geheiratet werden. Ein Mann dürfe nur mit seiner eigenen Frau tanzen. Tanze er mit einer anderen Frau oder diese mit einem anderen Mann, käme das Fremdgehen gleich. Ein alleinstehender Mann bzw. eine alleinstehende Frau dürfe auch nur alleine tanzen. Nach der Geburt eines Kindes darf der Mann 4 Monate lang weder seine Frau noch sein Kind berühren, um seine sexuellen Energien nicht auf sie zu übertragen. Die Frau müsse sich erst von der Geburt erholen und das Kind sei noch zu unschuldig. Außerdem müssten Frauen drei Mal am Tag baden, um sauber zu sein.
Ein Krieger werde nach seinem Tod sitzend in einem Kasten
beerdigt. Dieser Kasten hat Fenster, damit er auch im Tod noch rechtzeitig
seine Feinde sehen kann. Teilweise ist dies auch immer noch so. Nach dem Tod
eines Mannes wird sein Haus abgerissen und seine Frau und Familie muss
umziehen.
An unserem letzten Tag in Malawi machten wir uns mitsamt
unserem Gepäck auf den Weg in die Hauptstadt Lilongwe. Hier gab es zahlreiche
Fußgängerbrücken, damit die Menschen sicher über die vergleichsweise stark
befahrene Straße gelangen konnten. Auf einem Parkplatz trafen wir uns noch kurz
mit Jese, der gerade aus China zurückgekehrt war. Dann mussten wir leider schon
weiter zum Bus, um zurück nach Tansania zu fahren. Wir wollten vorher noch
schnell etwas zu Essen einkaufen, waren aber auf das, was uns dort erwartete,
nicht vorbereitet. Mitten in dem Land, von dem wir bisher überwiegend Armut
mitbekommen hatten, befanden wir uns plötzlich in einem riesengroßen
amerikanischen Supermarkt, in dem es so ziemlich alles gab, was man sich
erträumen konnte – und ich bekam eine leise Vorahnung, was für ein Kulturschock
mich bei meiner Rückkehr nach Deutschland erwarten könnte… Beim Verlassen des
Supermarktes mussten wir sogar unsere Rechnung vorzeigen, um raus gelassen zu
werden! Den krassen Gegensatz zwischen arm und reich so unerwartet vor Augen zu
haben, machte uns einfach nur sprachlos.
Als wir unseren Bus erreichten, mussten wir feststellen,
dass es keine Sitzplätze mehr gab. Es sei eine malawische Tradition, am
Wochenende nach Mzuzu zu fahren, um einzukaufen. Es waren also so ziemlich alle
Menschen unterwegs. Und wir konnten es uns müde wie wir war beim besten Willen
nicht vorstellen, knapp 6 Stunden in einem vollgequetschten Bus die ganze Nacht
zu stehen. Wir warteten 5 Stunden am Busbahnhof bis wir einen anderen Bus
gefunden hatten, in dem wir wenigstens nur die erste Stunde stehen mussten und
dann fast alle einen Sitzplatz bekamen oder wenigstens die Möglichkeit, sich
auf eine Stufe zu setzten. Wir fuhren wieder bis Mzuzu und von dort in einem
Dala, was dieses Mal gefühlt noch kleiner und enger war als bei der Hinfahrt,
zur Grenze. Als wir wieder in Tansania eingereist waren, besuchten wir noch
kurz Gilis Onkel, der in dem kleinen Ort wohnt. Er lud uns zu einer Soda und
etwas zu Essen ein. Wir kosteten Kasawa, was uns bisher noch unbekannt war,
aber hier in Südtansania und Malawi zu den Hauptnahrungsmitteln zählt. Es
schmeckte eigentlich genau wie Kartoffeln.
Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück nach Mbeya,
übernachteten dort und setzten früh morgens unsere Reise zurück nach Dar es
Salam fort. Marcus – unser Seminarleiter – flog zurück nach Deutschland und
Gilbert zurück nach Moshi. Eike, Lisa, Laura und ich wollten am nächsten Tag
nach Sansibar aufbrechen. Die Nacht konnten wir bei Esther, einer alten
Schulfreundin meines Vaters, die in Dar es Salam in einem deutschen Internat
für Missionarskinder arbeitet, verbringen. Als wir dort ankamen, wurden wir von
ihr sehr herzlich begrüßt. Das Internat war tatsächlich wie ein Stück
Deutschland. Es lag in einem kleinen Wald (soweit wir das in der Dunkelheit
erkennen konnten) im Norden von Dar es Salam. Unser Zimmer war groß und sehr
stilvoll eingerichtet. Wir hatten sogar ein richtiges Bad, mit Duschkabine und
heißem Wasser! Das Wasser war allerdings so heiß und ungewohnt, dass ich mich
nach Kurzem dazu entschloss, doch lieber kalt zu duschen… Und das kalte Wasser
war trotzdem noch wärmer als das Wasser, was bei mir aus der Leitung kommt. Zum
Abendessen bekamen wir Brot und richtigen Käse!
Am nächsten Morgen mussten wir schon wieder früh aus den
Federn, um vor dem Berufsverkehr zur Fähre zu gelangen. Schon um halb 6 Uhr
waren in Dar es Salam zahlreiche Autos unterwegs, aber noch ging es voran und
wir kamen an der Fähre an ohne in einen Stau zu kommen. Dank unseres Working
Permits mussten wir nur den Preis für Residents bezahlen und haben so mehr als
die Hälfte gespart. Die Fähre fuhr sehr schnell und wir kamen uns ein bisschen
vor wie in einer Achterbahn als wir so über die Wellen hüpften in Richtung
Sansibar. Nach 1,5 Stunden hatten wir die Insel erreicht. Bei der Ankunft
wurden wir von zahlreichen Taxifahrern bestürmt, durch die wir uns geschickt
durchdrängeln konnten. Wir fanden ein recht günstiges Guest House und begannen
damit, Stone Town zu erkunden. Wir schlängelten uns durch die schmalen und
verwinkelten Gässchen und ich war froh, nicht alleine hier zu sein. Denn dann
hätte ich mich mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit hoffnungslos verirrt.
Doch Eike konnte wundersamerweise den Überblick behalten und führte uns
zielsicher immer wieder zurück zu unserem Hotel. Den ersten Tag regnete es noch
sehr heftig, sodass wir uns damit begnügten, ein paar Läden zu erkunden und die
kulinarischen Kostbarkeiten der Insel in tollen Restaurants und Cafés mit
Meerblick zu genießen. Doch dies schien hier der letzte Regentag zu sein. Die
letzte Woche hatte es wohl sehr oft und heftig geregnet, wie wir mehrmals erfuhren.
So ziemlich jede Frau trug Kopftuch oder Burka und auch
einige Mädchen hatten schon in ganz jungem Alter ein Kopftuch auf. Sansibar ist
sehr muslimisch geprägt. Daher kommen auch die verwirrenden Gassen, die sich um
die zahlreichen Moscheen schlängeln, die alle nach Mekka ausgerichtet werden
mussten. Und in ca. jedem dritten Haus
befand sich eine Moschee…
An unserem zweiten Tag machten wir eine Spice tour zu einer
Farm im Inselinneren. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen Schulen vorbei,
in denen alle Räume offen waren. Die Mädchen trugen alle ein Kopftuch, was zu
der Schuluniform gehörte. Auf der Farm angekommen, führte unser Guide uns herum
und zeigte uns zahlreiche Gewürze und Früchte. Wir sahen schwarzen Pfeffer,
Zimt, Chili, Nelken, Dragonfruit, Jackfrucht, Kardamon, Kurkuma, Menthol, 2 von
3 Kokosnusssorten, Kakao, Kaffee, Vanille, Pampelmusen, Zitronengras, eine
Haargelfrucht, eine Lippenstiftfrucht, Muskatnuss, Orangen, Ingwer,
Sternfrucht… Das Meiste durften wir probieren und bekamen eine aus
Bananenblättern hergestellte Tüte, in denen wir unsere „Proben“ sammeln
konnten. Und mit Armbändern, Ringen, Ketten und Krawatten aus Bananenblättern
wurden wir geschmückt. Nach der Tour hatten wir noch Zeit, an einem weißen,
absoluten Traumstrand im klaren, türkisblauen Ozean schwimmen zu gehen. Auf der
Rückfahrt machten wir noch kurz Halt bei einer Sklavenhöhle, in denen die
Sklaven versteckt wurden, nachdem die Briten den Sklavenhandel verboten hatten.
Kinder durften nicht alleine an den Strand gehen, da die Eltern in ständiger
Angst lebten, jemand würde es entführen und als Sklave illegal verkaufen. Aus
dem tansanischen Festland wurden Sklaven über Bagamoyo nach Sansibar gebracht
und von dort dann an arabische Länder verkauft.
Abends aßen wir auf dem Nachtmarkt am Meer Sansibarpizza,
die dort an zahlreichen kleinen Ständen je nach Wunsch zubereitet wurden. Dazu
tranken wir frischen Zuckerrohrsaft und genossen die gemütliche Atmosphäre.
Auch die zahlreichen abgemagerten Straßenkatzen versammelten sich hier jeden
Abend und kämpften um jeden Krümel, den sie bekommen konnten.
Einen Tag fuhren wir in einem wenig vertrauenerweckenden
Boot nach Prison Island und besichtigten dort das alte Gefängnis und die
Riesenschildkröten, die dort leben. Die Älteste ist 155 Jahre alt.
Auf dem Rückweg hielten wir an einem Korallenriff und gingen
schnorcheln. Das Wasser war angenehm warm und die Unterwasserwelt, die sich uns
bot, beeindruckend!
Wie im Flug ging die Zeit vorbei und wir machten uns wieder
auf den Weg nach Hause, wo wir so herzlich wieder empfangen wurden, als wären
wir Monate oder Jahre unterwegs gewesen. Pracseda wollte mich aus ihrer
Umarmung gar nicht mehr entlassen und hielt den Arm noch eine ganze Weile um
mich gelegt als hätte sie Angst, dass wir direkt wieder fahren. Dabei waren wir
alle unglaublich froh, endlich wieder Zuhause zu sein!