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"Engagement ist freiwillig und umsonst - aber niemals ohne Gewinn" (Jutta Oxen)

Samstag, 19. Juli 2014

Halloechen allerseits,

Heute erzähle ich euch einmal ein bisschen über Vorurteile uns Deutschen gegenüber. Die Tansanier sind uns im Allgemeinen gegenüber sehr gastfreundlich. Immer wieder werden wir willkommen geheißen: in Tansania, in Moshi, in Mwika, in Uuwo, in den Schulen, auf der Straße. Wir werden zum Tee eingeladen oder direkt zum Essen. Erst einmal wurde uns ein Autounfall gewünscht, bei dem wir alle sterben sollten.
Nun wohnen für zwei Wochen zwei Kenianer bei Babu und Bibi – unseren Großeltern. Sie geben Farmern Unterricht wie sie Kühe richtig behandeln, halten und füttern müssen, damit diese besonders viel Milch geben. Bei einem Abendessen bei Babu und Bibi haben Lisa und ich diese zwei Kenianer kennengelernt und uns mit ihnen unterhalten. Zu Beginn hatten wir einen sehr guten Eindruck von ihnen. Nach keinen fünf Minuten aber kamen wir auf die Themen Nationalsozialismus und Deutschland heute (welche nicht wir begonnen haben). Marike, eine Studentin aus Deutschland, die ebenfalls bei Babu und Bibi einquatiert wurde, da es bei uns langsam ziemlich voll ist, hat uns erzählt, dass sie sich bereits drei Mal mit ihnen über dieselben Themen unterhalten hat. Recht schnell bekommen wir Drei also an den Kopf geknallt, dass in uns allen Adolf Hitler stecke und wir uns ebenso verhalten würden. Sie werfen uns vor, dass Deutschland Kolonien hatte (wobei sie aber nicht wussten, dass Deutschland selbst keine Kolonie von irgendeinem anderen Land war) und erzählen uns, dass sie Angela Merkel hassen. So richtig begründen können sie all ihre Vorurteile und Vorwürfe uns gegenüber nicht und wir durchschauen auch recht bald, dass sie eigentlich keine Ahnung von der deutschen Geschichte haben. Wir versuchen so gut wir können, ihnen ein bisschen was zu erklären, sobald wir in ihrem gleichzeitigen Redeschwall irgendwie zu Wort kommen. Problem: die angeblichen englischen Muttersprachler (weil sie in Kenia immer nur Englisch reden würden und gar kein Kiswahili) verstehen uns nicht und können sich auch nur schwer ausdrücken. Außerdem wollen sie uns auch nicht zuhören. Bei allem, was wir ihnen erzählen kommt das Argument „Das kann gar nicht sein. Wir sind sehr gebildet. Und in unseren Geschichtsbüchern steht das anders.“ In den kenianischen Geschichtsbüchern muss demnach drin stehen, dass Hitler ein böser Mensch war und deshalb auch alle heute noch lebenden Deutschen böse Menschen sind, weil alle gut finden, was Hitler gemacht hat und alle Deutsche Hitlers Gene haben. Angela Merkel sei eine schlechte Frau, weil sie sich noch nie für den Nationalsozialismus entschuldigt habe. Außerdem nehmen die zwei Kenianer ihr sehr übel, dass das Auswärtige Amt eine Reisewahrnung für Kenia ausgesprochen hat wegen der Bombenattacken auf Touristen. Die Einheimischen in Kenia könnten ja schließlich auch nicht einfach ihr Land verlassen. Trotz dieses unglaublich negativen Bildes von Deutschen wollen die Beiden gerne in Deutschland leben. Dort führe man schließlich ein Leben im Luxus und müsse dafür gar nicht arbeiten. Sie dagegen müssten hier jeden Tag von morgens bis abends mindestens um 8 Uhr arbeiten (was sie hier definitiv nicht tun). Da können sie das Böse in den Deutschen für in Kauf nehmen. Somit hat Marike noch einen Heiratsantrag von einem von den Beiden bekommen. All diese Themen haben wir in nicht einmal 10 Minuten an den Kopf geknallt bekommen. Dann kam das Essen und fröhlich grinsend haben sie uns gefragt, ob wir Bohnen haben wollen. Wir saßen etwas perplex und sprachlos am Tisch und wussten nicht so genau wie wir uns verhalten sollten. Aber für die Beiden waren all diese Themen wohl beendet. Sie hatten gesagt, was sie zu sagen hatten, und hatten absolut kein Interesse daran, unsere Meinung dazu zu hören. Unsere Einladung, dass WM-Finale gemeinsam bei uns zu gucken, haben wir dann aber lieber zurückgezogen aus Angst als absolute Rassisten abgestempelt zu werden, wenn wir bei dem Fußballspiel für unser Land gejubelt hätten.
So richtig kann ich eigentlich gar nicht widergeben, was wir an diesem Abend alles zu hören bekommen mussten, weil beide gleichzeitig verbal über uns hergefallen sind und uns in sehr kurzer Zeit eine Menge Vorwürfe verschiedenster Themen gemacht wurden.

Seit zwei Wochen wohnt nicht nur noch eine weitere Studentin – Tina – aus Deutschland bei uns, sondern auch noch eine weitere Katze. Eine der drei Amerikanerinnen bekam Snickers bei ihrer Umfrage im Dorf von einer Frau geschenkt. Drei Tage später brachte ein Mann eine weitere Katze vorbei. Diese jedoch war noch unglaublich winzig. Wir schätzten sie auf höchstens 4 Wochen. Sie wog 250g. Zwei Tage lang überlebte sie. Tina und ich hatten ihr abends ein kleines Häuschen gebaut und morgens wurde ich davon geweckt wie sie an dem Häuschen klettern geübt hat. Ich bin mit ihr nach unten zum Frühstück gegangen und während sie auf meiner Schulter saß, habe ich den Frühstückstisch gedeckt. Das Kleine war ein wenig übermütig und ist so über meinen Arm geklettert, dass ich es kurz auf dem Sofa absetzen musste, damit es nicht herunter fällt. Auf diesen Moment hat unser Kater Voldi gewartet, sich auf das Kleine gestürzt und totgebissen. Eikes und mein verzweifelter Versuch, seinen Biss zu lösen, hat leider erst funktioniert, als es schon zu spät war.
Snickers ist aber wohlauf und hat bereits gelernt, sich gegen Voldi durchzusetzen. Er ist schon alt genug, um sich zu wehren und nach einigen Kämpfen haben die Beiden gelernt zusammen hier zu leben, ohne sich gegenseitig z töten.

In den Schulen läuft es weiterhin hervorragend. In der letzten Woche haben Laura und ich mit unseren Schülern einen Parcours aufgebaut, den wir in zwei Mannschaften bewältigen mussten. Erst rennen, dann mit Tennisbällen auf einem Löffel, auf einem Bein hüpfend, rückwärts, als Dreibeinlauf. Mit Abstand am lustigsten war Sackhüpfen. Wir sind Springseil gesprungen, haben Frisbee gespielt und versucht uns wieder an die Gummitwistchoreographien aus der Grundschule zu erinnern. Unsere Schüler haben uns dabei so gequält, dass wir jetzt mit einem gehörigen Muskelkater durch die Gegend laufen müssen. Beim Kochen gestern in Kondiki habe ich mich mit einem der Lehrer über die Wasserversorgung unterhalten. Immer wieder fällt uns auf, dass die Schüler und auch die Lehrer und Köchinnen die Wasserhähne nicht zu drehen und Massen an Wasser verschwendet werden. Der Lehrer erzählt mir, dass sie zwar einen Zähler haben, aber die Schulen unabhängig von der Wassermenge, die verbraucht wurde, 10.000TSH (5€)im Monat für Wasser zahlen. Trotzdem bleibt das Problem, dass dann irgendwann die Wassertanks leer sind und es kein Wasser mehr gibt, weil das gesamte Wasser ungenutzt durchgelaufen ist. Ebenfalls haben wir schon oft beobachtet wie Schüler sich einen Becher Wasser abfüllen, einen Schluck trinken und den ganzen Rest wegschütten, sich den Becher wieder füllen und alles wiederholen. Ihnen fehlt einfach das Feingefühl für solche Dinge, die Kindern in Deutschland schon im Kindergarten eingetrichtert werden. Auf meine Frage hin warum hier mit Wasser so umgegangen wird, antwortet er mir „Das ist eben unsere Kultur.“
Da nun bereits der letzte Kochzyklus für uns beginnt, kochen wir zum letzten Mal in jeder Schule noch einmal Reis.

Und zum Schluss moechte ich noch meine Schwester gruessen, die die Weissheitszaehne herausbekommen hat. Gute-Besserungs-Kuss, Schwesterherz! :*

Herzlichste tansanische Gruesse,
Eure Debbie

Unser kleines Minikaetzchen, was leider nicht allzu lange ueberlebt hat...

 Dreibeinlauf





Eierlauf




 Sackhuepfen:




Kondiki:





 

Dienstag, 1. Juli 2014

Nach unserer Reise wurden wir auch in den Schulen von unseren Schülern wieder herzlich empfangen.  In Makerere überfielen sie uns regelrecht, umarmten uns, hakten sich bei uns unter und fingen von ganz alleine an, „Old McDonald had a farm“ zu singen. Wir spielten mit dem Schwungtuch und „Karotten pflücken“, vorbei alle Schüler im Kreis auf dem Schwungtuch lagen und sich einhakten. Zwei Schüler spielten die „Bauern“, die die „Karotten“ pflücken sollten, indem sie sie an den Füßen aus dem Kreis heraus ziehen sollten. Zu Beginn waren unsere Kids ein wenig verwirrt, doch recht schnell hatten sie den Dreh heraus und das Spiel machte ihnen so viel Spaß, dass sie von ganz alleine wieder anfingen und wir zu keinem weiteren Spiel in der Stunde mehr kamen… Zum Schluss teilten wir Luftballons an je zwei Schüler aus und spielten Luftballontanzen. Wir begannen mit zwischen dem Bauch, doch es dauerte nicht lange bis unsere Schüler kreativ wurden und den Luftballon zwischen ihre Stirn, die Schultern, die Ohren etc. steckten und so zur Musik durch die Gegen hüpften. Die Woche darauf kehrte die Regenzeit noch einmal zurück und wir malten mit Wasserfarben. Dafür brauchten wir aber die ersten 10 Minuten, um den Kindern zu erklären, wie das System „mit Wasserfarbe malen“ funktioniert. Man nehme einen Pinsel, tauche ihn in das Wasser in der Flasche und suche sich dann eine der vielen Farben aus. Wenn man nun mit dem nassen Pinsel in der Farbe herumrührt, löst diese sich und befindet sich dann wundersamerweise am Pinsel, mit dem man dann auf dem Papier malen kann! Doch noch viel aufregender ist es, wenn man die Farbe nicht auf das Blatt Papier malt, sondern auf Hände, Arme oder ins Gesicht. Und auf weißer Haut macht das Ganze gleich noch viel mehr Spaß! Ihr könnt euch jetzt also wahrscheinlich ausmalen wie ICH danach aussah… Leider habe ich kein Foto davon!
Wir waren also froh als die Sonne wieder schien und wir wieder draußen spielen konnten, sodass wir nach unseren Projekten lediglich mit roter Erde bedeckt sein würden. Doch da hatten wir uns zu früh gefreut… Wir bauten einen Parcours auf, den die Kinder als Dreibeinlauf oder Eierlauf allein oder zu zweit bewältigen mussten. Aufgrund des Regens war das Klima jedoch unglaublich schwül und drückend, sodass die Konzentration bald im Keller war. Wir ließen die Kinder also noch eine Weile so spielen. Recht schnell saßen jedoch Laura und ich auf dem Boden und alle Kinder standen um uns herum und spielten mit unseren Haaren. Jeder bekam zunächst eine Strähne, die er flechten konnte. Dann wurden alle Zöpfe zusammen geflochten und schließlich wieder geöffnet, um wieder von vorne anfangen zu können. Wenn man selbst aber keine langen Haare hat, hat man kaum eine Vorstellung davon wie weh es tun kann, wenn an jeder Haarsträhne jemand mit voller Kraft zieht. Als die Stunde endlich vorbei war, brauchten wir noch eine ganze Weile, um die Kinder von unseren Haaren zu bekommen…
So richtig vorbei war die Regenzeit aber immer noch nicht. Und so brauchten wir noch einmal einen Plan, um die Kinder in den Klassenräumen zu beschäftigen. Also nahmen wir noch einmal unsere Wasserfarben mit. Wir zeigten den Kindern wie sie so Fingerabdrücke auf ein Blatt machen und daraus dann Schweinchen, Schmetterlinge oder Herzen malen konnten. Dazu sollten sie einen Text über sich selbst schreiben, über ihre Familie, ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsmusik, ihren Traumberuf etc.

Seit Anfang Juni wohnen drei Amerikanerinnen von der Duke University für zwei Monate bei uns. Sie führen Umfragen im Dorf zum Gesundheitssystem durch.
Die letzten beiden Wochen hatte ich aber noch viel spannenderen Besuch. Und zwar  von zwei meiner Freundinnen – Lena und Annika! Gemeinsam kochten wir in Uuwo, wo vor allem Lena mit ihrer Kamera von unseren Schülern bestürmt wurde. Auch in Kondiki waren die Beiden eine Attraktion. Gili organisierte für uns eine Kurzsafari. Wir machten einen Ausflug zum Lake Chala, nach Moshi und nach Marangu. Viel zu schnell gingen auch diese beiden Wochen vorbei und die Beiden sind wieder zurück in Deutschland.

Ebenfalls in Deutschland befinden sich Pracseda, meine Schwester Nancy und ihre Freundin Gloria. Beide haben die Schule beendet und werden nun für drei Monate in Deutschland bleiben. Mami kommt zum Glück nach zwei Wochen wieder! Dafür verbringt aber momentan Gili ungewöhnlicherweise eine Menge Zeit mit uns und hat Sonntag das erste Mal, seitdem ich hier bin, mit uns Zuhause zu Abend gegessen!!

Herzlichste Grüße,

Eure Debbie

Mit Wasserfarbe malen:




So brave Kinder...