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"Engagement ist freiwillig und umsonst - aber niemals ohne Gewinn" (Jutta Oxen)

Montag, 28. April 2014



Ostern war hier nichts wirklich Besonderes. Die Feiertage hatten wir frei, aber Osterferien gab es nicht. Ostersonntag waren wir im Gottesdienst, der aber genauso verlief wie an jedem anderen Sonntag. Er war nicht einmal länger, was uns sehr wunderte. Weil Mama Pracseda unsere deutschen Traditionen kennt, hat sie uns zum Frühstück Eier gefärbt. Ostermontag waren wir zu einer Doppeltaufe in der katholischen Kirche eingeladen. Als Lisa und ich planlos die Toiletten suchten, trafen wir auf die Gastgeberin, die uns in ihr Haus führte und die privaten Toiletten zeigte. Als Weiße sind wir einfach immer etwas Besonderes, obwohl wir die Gastgeber nicht einmal kannten (Der Großvater der beiden Täuflinge kannte uns allerdings, da er – wie er uns auf unsere irritierten Blicke hin mitteilte – im Immigration Office arbeitet und unsere Working Permits ausgestellt hat.). Sie führte uns zu zwei verschiedenen Toiletten und ich wartete eine ganze Weile im Flur auf Lisa. Nach und nach sprachen mich sämtliche Leute an, warum ich nicht draußen sei, da es schon längst Essen gebe. Irgendwann vernahm ich leise irgendwo ein Rufen. Ich ging näher und bemerkte, dass Lisa immer wieder meinen Namen rief. Als ich die Tür entdeckt hatte, hinter der sie sich befand, war sie sehr erleichtert und erklärte mir, dass die Tür nicht mehr aufginge. Ich versucht es von außen, doch auch ich bekam sie nicht auf. Sie hatte keine Türklinke und als Lisa die Tür geschlossen hatte, fiel sie ins Schloss, welches wir ohne Klinke aber nicht mehr heraus bekamen. Ich suchte jemanden, der uns helfen konnte. Nach und nach versuchten verschiedene Leute – Frauen und Männer – die Tür zu öffnen bis jemand auf die Idee kam, den Schlüssel zu suchen. Damit klappte es dann auch und wir konnten Lisa befreien. Sie hätte nicht einmal durchs Fenster fliehen können, da die hier meistens vergittert sind. Ein kleines Abenteuer, was diese wie immer ablaufende und nicht wirklich spannende Veranstaltung im Nachhinein aufheiterte.
Ab Dienstag fing dann wieder der Alltag an. Jedenfalls sollte er das theoretisch. Aber hier läuft ja nur selten etwas nach Plan – und schon gar nicht nach unseren Plänen. Dienstag kochten wir wie gewohnt. Mittwoch allerdings trafen wir auf dem Weg nach Kirimeni in die Schule einige unserer Schüler. Sie erzählten uns, dass keine Schule sei. Wir riefen den Schulleiter an (an dessen Schule wir den Tag zuvor noch gekocht haben und der uns natürlich nichts gesagt hat) und er bestätigte, dass keine Schule sei, da die Lehrer weg seien. Mehr erfuhren wir von ihm nicht. Auch der Schulleiter von Uuwo bestätigte, dass auch dort keine Schule sei. Später bekamen wir von Gilbert mit, dass alle Lehrer in Moshi ein großes Treffen gehabt hätten…
Und auch Donnerstag wartete in Maringa Chini eine Überraschung auf uns: als wir dort ankamen, war der Klassenraum unserer Sechsten leer. Dafür entdeckten wir zwei große Solarzellen auf dem Weg, von denen zwei Kabel in einen Klassenraum fuhren. Nach einer Weile fanden wir eine Lehrerin, die uns sagen konnte, dass unsere Schüler gerade in diesem Raum Computerunterricht hätten. Wir starrten sie erst nur verwirrt an. Als wir den ersten Überraschungsmoment überwunden hatte, bedankten wir uns und gingen zu dem Klassenraum. Zwei Lehrer befanden sich darin. Einer entdeckte uns und kam zu uns an die Tür. Er erzählte, dass er von einer Organisation namens „actt“ aus Moshi kommt und von Schule zu Schule geht und dort jeweils drei Wochen Computerunterricht gibt. Dabei hat er immer die Solarzellen und eine große Batterie dabei, da die meisten Schulen keinen Strom haben. Wir fragten, ob wir den Unterricht begleiten dürften. Natürlich freute er sich darüber sehr. Wir betraten also den Raum und unsere Schüler begrüßten uns wie gewohnt. Dann zeigten sie uns stolz die Hintergrundbilder ihrer Laptops. Jeweils zwei Schüler saßen vor einem Laptop. Vorne war ein richtiger Computer mit Bildschirm aufgebaut, an dem die Lehrer alles erklärten. Die Schüler sollten ihre Laptops hoch- und runterfahren. Dann öffneten sie Word (bzw. wir öffneten es, da die Schüler das noch nicht konnten) und schrieben ihre Namen – erst einer der Schüler, dann ein Absatz, dann der andere Schüler. Schließlich sollten sie „Ninapenda Ugali sana.“ (Ich mag Ugali sehr.) schreiben. Die Schüler scheinen aber Chapatti, Chipsi und Hühnchen lieber zu essen. Sehr verständlich, wie ich finde! Der hier sehr verbreitete Ugali ist Maisbrei, der lediglich aus Wasser und Maismehl besteht, und eine sehr günstige Möglichkeit ist, viele Leute satt zu bekommen. Somit ist es auch naheliegend, dass die Schüler jeden Tag in der Schule Ugali mit Bohnen bekommen und es somit nicht wirklich mögen. Nachdem sie diese technischen Meisterleistungen vollbracht hatten, durften sie als Belohnung noch einen kurzen Film gucken – eine südafrikanische Komödie, in der ein Weißer auf einen Afrikaner trifft. Der Afrikaner wird von einem Löwen verfolgt, kann sich aber retten, indem er in ein tiefes Loch fällt. Der Weiße hat sich vor Schreck einen Zeh abgeschnitten und blutet stark. Plötzlich ist all das Blut verschwunden und er fährt ohne seinen großen Zeh auf die Hochzeit des südafrikanischen Präsidenten, bei der dann auch alles schief geht, was schiefgehen kann: dem Schwein auf dem Buffet wird der Kopf abgehackt, er fliegt durch die Luft und landet auf dem eines Gastes, der dann mit Schweinekopf blind durch die Gegend irrt, der Gärtner pustet mit dem Laubpuster das Laub zwischen die Gäste, etc. Die Kinder finden es total lustig und wir finden lustig, wie sich die Schüler über diesen Blödsinn amüsieren.
Freitag hatte unsere Schwester Graduation. Sie hat damit die Secondary School abgeschlossen und somit einen mit dem Abitur in Deutschland vergleichbaren Abschluss. Wie in Deutschland muss man dafür 13 Jahre zur Schule gehen. Die Grundschule dauert 7, die Weiterführende 6 Jahre. Nancy besucht ein Internat, was zwischen Moshi und Arusha liegt. Als wir dort ankamen, gab es erst ein paar Probleme. Der Lehrer, der am Tor die Einladungen kontrollierte, war sehr unfreundlich. Wir hatten unsere Einladung vergessen. Dann erfuhr er, dass wir insgesamt 9 Erwachsene und zwei Kinder waren. Pro Schüler waren zwei Erwachsene erlaubt. Irgendwie schaffte Mami es dann aber doch, uns alle nacheinander einzuschleusen. Drinnen gab es dann weitere Kontrollen: Wir mussten unsere Taschen leeren und sogar die Geschenke, die wir sowieso wieder mitnehmen mussten, da in der Schule nichts Privates erlaubt war, wurden kontrolliert. Kuchen waren nämlich nicht erlaubt – Zucker ist entgegen der tansanischen Gewohnheiten (Tansanier machen sich durchaus einmal 4 gehäufte Löffel in eine Tasse Tee) streng verboten. Beim Einzug der Graduanten konnten wir einen Blick auf Nancy erhaschen. Sie entdeckte uns schon vorher und winkte und strahlte wie verrückt. Nach einer 6stündigen Zeremonie durften wir dann eine halbe Stunde mit ihr verbringen, in der wir ihr Geschenke und Glückwunschkarten überreichten (die sie aber nicht auspacken und lesen konnte), bevor wir wieder gehen mussten. Aber wenigstens hatten wir sie mal wieder gesehen und sie hat sich sehr gefreut.
Achja und noch eine kleine Information aus der „Deutschen Welle“, die hier von einem afrikanischen Fernsehsender übertragen wird: Am „Deutschen Biertag“ haben alle Deutschen frei und fahren nach München ins Hofbräuhaus, um dort Bier zu trinken. Wann dieser Tag sein soll, haben sie aber leider nicht gesagt…

Jetzt steht unser Zwischenseminar, sowie ein Urlaub, vor der Tür!
Bis bald,
eure Debbie

(Da mein Stick heute leider ziemlich herumspinnt, kann ich keine Bilder hochladen. Die gibts dann spaeter.. )

Samstag, 19. April 2014

Heute gibt es besonders, was unsere Tiere angeht, ein paar Neuigkeiten: in den letzten Wochen ist hier in der Region eine Schweinekrankheit umgegangen, an der auch alle unsere Schweine gestorben sind. Als Nutztiere haben wir jetzt nur noch unsere Hühner und Ziegen. Und auch unser kleiner Hund Kitunguu ist… „weggelaufen“. Das war jedenfalls die Erklärung von Papa Gilbert. Wir haben aber eher die Vermutung, dass er in seinem kleinen Holzschuppen, in dem er tagsüber immer eingesperrt war, so unglücklich war, dass er vor Trauer gestorben ist. Ein neuer kleiner Hund ist bereits „bestellt“.
Es gibt aber auch eine erfreuliche Nachricht. Unsere Schildkröte ist seit Januar verschwunden. Gilbert meinte, sie sei auf Safari und komme schon zurück. Irgendwann meinte er, sie habe sich sicher verlaufen und er werde sie suchen. Vor einer Woche hat er mir dann erklärt, dass es ihr auf der Safari so gut gefallen habe, dass sie bleiben wollte. Dann saß vorgestern auf einmal eine neue, kleinere Schildkröte im Garten. Und heute Morgen kam dann die große Überraschung: auch unsere alte Schildkröte ist von ihrer Safari zurückgekehrt. Nun sitzen zwei Schildkröten in unserem Garten. Während unsere Alte sich weiterhin schnell in ihr Haus zurückzieht und jeden anfaucht, der sich ihr nähert, ist die Neue ziemlich neugierig und rennt sofort auf einen zu bzw. rennt sie einen eher um. Ihr neues Hobby scheint es zu sein, gegen die größere Schildkröte zu rennen und mit ihrem Panzer immer wieder dagegen zu stoßen bis diese genervt faucht und versucht, wegzulaufen. Diese gibt aber schnell auf, da die kleine schneller zu sein scheint. Dann zieht sie sich ein und lässt die Kleine an sich hochklettern.
Vorletztes Wochenende haben Lisa und ich einen Kurztrip nach Arusha gemacht. Diese Stadt ist im Vergleich zu unserem überschaulichen Moshi unglaublich groß und sehr unübersichtlich. Wir sind bestimmt dreimal in die falsche Richtung gelaufen bis wir irgendwann dann versteckt unser Hostel entdeckt hatten (und wir hatten einen Stadtplan dabei, auf dem es eingezeichnet war!). Generell ist Arusha auch deutlich westlicher als Moshi. Es gibt richtige Schuh- und Klamottenläden wie in Deutschland. Die Preise sind dafür aber auch selbst im Vergleich zu deutschen Preisen recht ordentlich. Einen Besuch wert war auf jeden Fall der Massaimarkt, den wir halb leer gekauft haben. In der Regenzeit ist die Zahl der Touristen nur sehr gering, weshalb die Verkäufer über jedes verkaufte Stück froh sind. Somit konnten wir sehr erfolgreich mit ihnen handeln.
In der Woche darauf kam dann Angela, von Elimu e.V. – der Verein, der die Grundschulen, in denen Laura und ich arbeiten, unterstützt –, mit einer weiteren pensonierten Lehrerin, sowie 6 Schülern aus Deutschland zu Besuch. Schon seit Wochen erkundigen sich die Schulleiter immer wieder bei uns nach diesem Besuch. Sie besuchten alle Partnerschulen von Elimu und brachten ihnen verschiedene Spielzeuge mit. An der Vunjo Secondary School, an der Laura und ich bisher noch kein Projekt haben, die aber ebenfalls wie die Grundschulen Partnerschule von Elimu ist, wurde die neue Dining Hall eingeweiht. Zu diesem Anlass kam sogar der Bischof aus Moshi vorbei (Vunjo ist eine sehr christliche Schule), den wir alle händeschüttelnd begrüßen mussten. Ebenfalls mit dem Besuch der Gruppe aus Deutschland verbunden, waren zahlreiche Abendessen bei wichtigen Personen aus der Umgebung.

Nun wünsche ich euch Allen noch Frohe Ostern und viel Spaß beim Ostereier suchen!

Seid ganz herzlich gegrüßt,
Eure Debbie


Unsere beiden Schildkroeten

Der Truthahn von unserer Schneiderin

Besuch aus Deutschland:










Wir malen den Kilimanjaro:



"Wir moegen es, von Debbie und Laura unterrichtet zu werden."







Dienstag, 1. April 2014



Halbzeit. Auch in meinem 6. Monat ist wieder Einiges passiert. Begonnen hat der Monat mit dem Kilimanjaro-Marathon in Moshi, verschiedenen Sporttagen an den Grundschulen und meinem 20. Geburtstag.
Außerdem hat die große Regenzeit begonnen. Pünktlich am Abend setzen jeden Tag die heftigen Regenfälle ein. Die Nächte regnet es durch. Morgens ist es dann aber meistens wieder trocken und die Sonne kommt mal mehr und mal weniger zum Vorschein. Manchmal regnet es tagsüber dennoch. So auch letzten Freitag als wir in Maringa Chini gekocht haben. Wir waren gerade mit dem Schnippeln fertig als der heftige Regen einsetzte. Da die beiden Feuerstellen in der Küche durch die 50 Kilo Reis belegt waren, musste der Kohl trotzdem auf dem Feuer draußen weiterkochen. Als dann allerdings alles fertig war, gab es das nächste Problem: Durch den Regen konnten die großen schweren Töpfe nicht von der Küche in den Speisesaal getragen werden. Außerdem stand der Boden davor mittlerweile schon Zentimetertief unter Wasser. Und die Verbindungstür war zugenagelt, da es vor zwei Wochen einen Einbruch gab, bei dem jemand Bohnen, Mais und Öl geklaut hat. Nachdem die Schüler das gesamte Essen in kleinere Schüsseln umgefüllt und diese an der Hauswand entlang von der Küche in den Speisesaal gebracht hatten, kam der Schulleiter auf die Idee, mit einem (rosa) Regenschirm zurück in das Schulgebäude zu laufen, eine Zange zu holen und mit der die Nägel aus der Tür zu ziehen. In einer Regenpause machten wir uns schnell auf den Weg nach Hause. Leider hielt die Regenpause nicht sehr lange an und wir kamen in den nächsten heftigen Schauer. Bis auf die Haut nass kämpften wir uns durch die uns entgegenpeitschenden Wassermassen und wateten durch die Flüsse, die auf den Wegen herunterströmten und versuchten dabei nicht auszurutschen. Ansonsten hatten wir bei unseren Projekten mehr Glück und wir konnten meistens draußen spielen. Bei Schlangenlauf über einen Parcours, Staffellauf vorwärts, rückwärts, seitwärts, hüpfend oder freiem Spielen mit Frisbees, Bällen und Springseilen konnten die Kinder sich auspowern.
Auch hatten wir in dem letzten Monat wieder Besuch aus Deutschland: eine Freundin von Lisa. Gemeinsam haben wir wieder einmal einen Ausflug zum Lake Chala gemacht, wo dieses Mal mehr Affen als zuvor in den Bäumen herumgeturnt sind.
Es scheint momentan Zeit für Demonstrationen und Streiks zu sein. Auf dem Markt sind schon seit Wochen die Avocadoverkäufer verschwunden. Zuvor haben wir erlebt, wie diese schreiend, kreischend, singend, jubelnd und klatschend über den Markt gelaufen sind. Es dauerte eine Weile bis wir herausgefunden haben, worum es geht, da die Demonstranten bei ihrem Zug zum Office keine Plakate o. Ä. hatten, woran man den Grund und ihre Forderungen hätte erkennen können. Und bei dem Durcheinandergeschreie konnte man es auch so schnell nicht heraushören. Auch die Busfahrer haben gestreikt. Einen ganzen Tag lang sind keine Busse, Dalas oder Noahs gefahren, sodass wir auch nicht zu unserem Projekt nach Makerere kamen. Während eines Telefonats mit dem Schulleiter hat sich dann herausgestellt, dass die Schüler sowieso nicht in der Schule gewesen wären… Auch in den Tagen danach fand der öffentliche Verkehr nur sehr eingeschränkt statt.

Tutaonana tena – Bis zum nächsten Mal,
Eure Debbie


 Schlangenlauf:



Staffellauf:





Freies Spielen mit Frisbees, Baellen und Springseilen:








Immer wieder schoen: Der Lake Chala


 Wer findet hier den Affen?